Foto: Zugfahrt nach Suzhou
In der einstigen Seidenhauptstadt angekommen, wurden wir erstmals von der Hitze erschlagen. Wir erreichten Suzhou am neuen Bahnhof, der u.a. auch wegen der neuen noch schnelleren Magnetschwebebahn von Shanghai nach Suzhou gebaut wurde. Von dort stand uns erst einmal ein 15-minütiger Marsch durch das Bahnhofsgelände bevor.
Nach einer erfrischenden Dusche und ersten Erkundungen im historischen Stadtkern stand ein weiteres Inputreferat auf dem Programm, welches kurz die Geschichte der Stadt, deren berühmte Gärten und das Sunan Model of Economic Development erklärte.
Foto: "Berner Touristen" im Lion Forest Garden
Am Nachmittag standen eine wetterbedingt eher kurze Besichtigung der Stadt und des Löwenwald Gartens auf dem Programm. Als Führer stand uns Ted, ein einheimischer Chinesisch- und Englischlehrer, zur Seite. Suzhou zeichnet sich im Stadtzentrum aus durch eine nur moderat fortgeschrittene Modernisierung, kombiniert mit dem Bemühen, alte Häuser stilecht zu renovieren. So ist der Charme dieser über 2500 Jahre alten Stadt erhalten geblieben. Sie gehört heute zu den nationalen und internationalen Tourismusdestinationen und ist auch darauf ausgelegt (Backpackerhotels, Beschilderung, Läden etc.). Mehrere Kanäle durchziehen die Stadt und speisen die vielen Gärten mit Wasser.
Foto: Lion Forest Garden
Der Lion Forest Garden war an diesem Tag trotz oder gerade wegen der Hitze völlig überlaufen. Die Idylle, die ein solcher Ort ausstrahlen sollte, ging dabei völlig verloren. Eindrücklich waren dennoch die verschiedenen Ideen, die hinter verschiedenen Elementen innerhalb des Gartens stecken. So sind z.B. keine zwei Fenster gleich und sollen eher Bilder darstellen zusammen mit dem dahinterliegenden Grün. Das Programm nach der Besichtigung des Gartens blieb lange offen und wurde vermutlich im letzten Moment noch geändert (chinesische Art der Planung). Wir erreichten schliesslich das neue historische Museum Suzhous, zwar modern, aber in Anlehnung an den alten Baustil gebaut wurde. Sicherlich auch, weil es eine Klimaanlage gab, blieben wir dort drinnen hängen.
Foto: Suzhous traditionelle Altstadt
Auf dem Heimweg blieb dann noch ein bisschen Zeit, um sich einige Souvenirs anzuschauen. Wir hatten dringend eine Pause und Abkühlung nötig, bevor wir uns auf den Weg ins Altstadtinnere machten, zu einer gemeinsamen abendlichen Runde mit zwei Mitarbeitern der DUSA (Deutsche Unternehmen Suzhou Assoziation). Wir hatten die Chance, die „chinesischen Erfahrungen“ von zwei Personen, die in Suzhou arbeiten, zu hören. Diese zwei Deutschen (Anja Schupp und Helmut Schmitke) sind beide für die DUSA tätig, Frau Schupp als Leiterin der Organisation, Herr Schmitke als Mitglied des Vorstandes. Sie haben uns erklärt, was sie über die chinesische Kultur und Arbeitsweise entdeckt haben und was sie davon halten.
Foto: Suzhou ist eine Stadt der Kanäle
Für sie war klar, dass die Chinesen anders als in Europa arbeiten. Laut ihrer Erfahrung kann man sagen, dass in China weniger effizient, aber mit mehr Mitarbeitern gearbeitet wird. Als Beispiel: Am Tag vor der Eröffnung der Expo war ein Pavillon noch gar nicht fertig und vorstellbar. Während der Nacht haben aber Dutzende von Angestellten gearbeitet und alles war bereit für die erste Türöffnung. Lachend ergänzten unsere zwei Redner, dass, wenn die Chinesen mit der gleichen Effizienz wie in Europa arbeiten würden, nicht China sondern unser Kontinent als Entwicklungszone bezeichnet werden müsste.
Uns wurde auch erzählt, dass sich manche europäische Unternehmen nicht nur wegen den tiefen Löhnen in China niederlassen, sondern auch, um den zunehmenden chinesischen Markt zu erschliessen. Für die Unternehmen wird in den nächsten Jahren die Präsenz im am meisten bevölkerten Land der Erde eine wichtige Rolle spielen. Die hohe Dynamik und das Wachstum der chinesischen Wirtschaft haben auch wichtige Folgen auf die lokale Bevölkerung. Zum Beispiel gibt es heute Rekrutierungsprobleme bei staatlichen Unternehmen, nicht nur wegen der Geburtenkontrolle (ein Kind pro Familie),welche die neuen Generationen verkleinert hat, sondern auch weil das Leben in der Stadt immer teurer wird und es sich viele Leute nicht mehr leisten können, dort zu leben. Die Inflation führt auch dazu, dass in China immer mehr spekuliert wird. Laut unseren Rednern gibt es nach den olympischen Spielen in Beijing und der Expo in Shanghai keine grossen geplanten Ereignisse in China mehr. Die Spekulationsblase koennte deswegen in den nächsten Jahren platzen, was Chinas Wirtschaft stark treffen wuerde.
Nach diesen spannenden Erläuterungen und einem Apéro-Znacht machte sich die Mehrheit der Gruppe auf den Weg ins Harry’s eine Bar, die uns von Frau Schupp empfohlen wurde. Dort verbrachten wir einen gemütlichen Abend, bis wir um 12 auf Lara’s Geburtstag anstossen konnten.
Cyprien Hauser, Christina Willi
(Fotos: Heike Mayer)
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