Der Transfer zum Markt geschah mittels öffentlichem Verkehr, wo man als Europäer von Chinesen die Englisch sprechen gerne angesprochen wird und ausgefragt wird woher man kommt, was man macht und was man über China denkt. Kaum am Markt angekommen, stürzten wir uns ins Geschehen und realisierten schnell dass wir mit dem Kauf von einzelnen Produkten nicht weit kamen. Der Markt ist auf Händler aus aller Welt ausgerichtet, die grössere Stückzahlen kaufen und diese direkt per Container in den arabischen Raum, nach Europa, Afrika oder wohin auch immer verschiffen. Der Vorteil von Yiwu liegt unter anderem in der flexiblen und effizienten Organisation dieser Exportwege und dem günstigen Standort für die Produktion dieser v.a. Low-Cost Güter.
Foto: Weihnachtsmänner als Massenware
Foto: Mal sehen, ob diese Igel-Spielzeuge bald auch im Berner Einzelhandel zu finden sind
Es erwies sich als gute Taktik mit dem Exkursionsbüchlein unter dem Arm in den verschiedenen Läden nach dem Preis für 1000 Stück zu fragen und so den eigentlichen Wert der Produkte herauszufinden. Das günstigste Angebot für 1000 Fussbälle das wir fanden war 4,8 Yuan pro Stück, allerdings waren die Bälle von äusserst bescheidener Qualität. Einige von uns deckten sich mit Uhren, Spielzeughelikoptern und anderen unnötigen Dingen ein.
Nach dem Mittagessen im Uighurischen Restaurant, wo all die arabischen Händler ebenfalls dinierten, machten wir uns auf den Weg einen kleinen Workshop zu besichtigen. In der kleinen Produktionsstätte arbeiteten etwa 6-8 junge ArbeiterInnen, die zwischen 1000 und 1200 Yuan für ihre Arbeit verdienen. Sie fertigen Modeschmuck (z.B. Ketten) für den Weltmarkt an. Der Schmuck, der mit Produktions- und Materialkosten von ca. 12 Yuan (~2 SFr.) wert war wird bei uns für 9.95 Euro verkauft und bereits hier in Yiwu ladenfertig verpackt.
Da vor allem die grossen Betriebe in der Region an Wichtigkeit gewinnen in letzter Zeit besuchten wir später noch eine grössere Fabrik. Die Socken und Unterwäsche Firma „Lang Sha“ ist einer der Marktführer im chinesischen Markt und produziert auch für Marken wie Puma oder Adidas. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen 6000 Leute und betreibt 4 verschiedene Fabriken. In der Fabrikhalle stehen ca. 3000 Maschinen, welche interessanterweise im italienischen Brescia hergestellt werden und nach China importiert werden mussten.
Nach diesem interessanten Einblick in diese Produktionsstätte kauften wir uns noch einige Socken und XL-Unterhosen, die für den chinesischen Markt gedacht waren und verabschiedeten uns standardgemäss mit einem Gruppenfoto vor dem Fabrikgelände.
Ich denke dass viele von uns diese Bilder und Eindrücke sich immer wieder vor Augen führen werden wenn sie das nächste Mal an einem Markt in Cuzco (Peru), Valencia (Spanien), Dar es salaam (Tansania) oder wo auch immer einkaufen werden. Ebenfalls bleibenden Eindruck hinterlassen werden mir die uigurischen Moslems, die uns ansprachen um Geld für den Bau von Moscheen zu gewinnen.
Foto: Nachtmarkt in Yiwu
Benjamin Schilling
(Fotos: Heike Mayer)
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