Freitag, 2. Juli 2010

Suzhou, Tag 6, 2. Juli 2010

Der Tag startete mit einer kurzen Fahrt in einem Kleinbus zur Firma Logitech. Das Schweizer Unternehmen Logitech besitzt im Suzhou New District seine Hauptproduktionsstätte, welche wir besuchen durften. Logitech beschäftigt weltweit rund 2‘000 Mitarbeiter in über 30 Ländern und ist marktführend in der Produktion von Computermäusen. Daneben stellt die Firma weitere 160 Produkte her und verkauft diese in 100 Ländern. Die Produktion in Suzhou läuft unter dem Motto ‚low cost, high quality and high volume manufacturing‘, d.h. das mit möglichst tiefen Produktionskosten, qualitativ hochwertige Massenware hergestellt wird.

Foto: Empfang bei Logitech

Beim Rundgang durch die Produktionsstätte besuchten wir nacheinander die Fabrikation, Qualitätskontrolle und die Abteilung zu Forschung und Entwicklung. Es war unglaublich eindrücklich, wie die Produktion von Computer-Mäusen funktioniert. Innerhalb von nur 3 Minuten entsteht am Fliessband eine Maus. Pro Tag gibt es zwei Arbeitsschichten und pro Schicht (8 Stunden) arbeiten 3000 Chinesen am Fliessband. Jede Person tätigt einen einzigen Arbeitsschritt im Entstehungsprozess der Maus. Angeblich werden dort pro Monat 12 Millionen Mäuse und 55 Millionen andere Produkte produziert…

Nach der Führung und anschliessender Diskussion richteten die Küchenangestellten für uns ein westliches Mittagsbuffet her. Schon lange hatten die meisten von uns kein westliches Essen mehr gegessen. Und nach der Mittagsverpflegung erhielten alle von uns sogar noch eine Computermaus, und zwar die neusten Designs :-)

Foto: Würdiger Empfang unserer Gruppe beim Suzhou Industrial Park

Unsere nächste Station war der Ausstellungsraum des SIP – des Suzhou Singapore Industrial Park. Der SIP ist der neue Distrikt im Osten des Stadtzentrums. Dort entsteht unter strenger und nicht minder ambitionierter Planung eine komplett neue weitere Stadt mit der Motivation, den Kapitalismus in geschütztem Rahmen kontrolliert zu testen und wichtige Erkenntnisse zu sammeln. Der Distrikt beeindruckte durch seine kolossalen Dimensionen, seinen bis ins letze Detail geplanten Charakter und durch seine gestrenge Kühle und Unbelebtheit. Wo wird dies bloss hinführen, war eine oft geäusserte Frage, die keiner von uns beantworten konnte.

Foto: Vogelperspektive auf den SIP

Nachdem wir noch vom Dach die Aussicht auf die unendliche Baustelle rund herum betrachten konnten und wieder in den wartenden Bus geklettert waren, fuhren wir weiter zum Higher Education District innerhalb des SIPs um uns dort mit chinesischen Studenten auszutauschen. Die Diskussion erwies sich als sehr spannend und wir alle wären gerne noch länger geblieben um mehr über die Studenten, ihre Träume und Ziele zu erfahren. Leider reichte die Zeit aber nicht einmal für ein gemeinsames Foto. Stattdessen wurden wir zu einer weiteren Ausstellung gekarrt, wo wieder versucht wurde, uns mit bunten Stellwänden, Bildschirmen und dem obligaten Modell zu beeindrucken. Wegen Reizüberflutung gelang dies aber nur minim.

Foto: Reger Austausch zwischen Schweizer und Chinesischen Studierenden

Schon war es Abend und wir fuhren in die Moon Bay wo wir umgeben von steriler und schmuckloser Architektur Nachtessen gingen. Gleich darauf kamen wir noch in den Genuss einer überaus pompösen Water-Light-Show. Man kann sich ein grosses Schweizer Feuerwerk vorstellen. Aber die Show war ohne Feuerwerk, dafür mit zahllosen Springbrunnen, Laser, Licht und chinesischer Musik.

Foto: Eine unterhaltsame Show am Abend im SIP

Erschöpft vom Tag kehrten wir kurz in die Unterkunft zurück, bevor wir uns dann fürs Nachtleben in Suzhou wappneten. Wir suchten eine Bar, die noch die letzten Minuten des Spiels Holland-Brasilien zeigten und kreischten wie die Chinesen bei jeder spannenden Aktion; egal für welches Team :-)


Nach dem Spiel war Karaoke angesagt. Zwei hübsche Ladies feuerten die Bar-Besucher an, ihr Bestes zu geben. Auch wir liessen uns mitreissen und sangen lautstark Wonderwall, Ironic, First Cut etc. Irgendwann zogen wir weiter, in eine andere Bar namens Harry’s (von den Chinesen Hally’s ausgesprochen), diese wurde aber leider auch bald geschlossen. Und so landeten wir schlussendlich im Inpub, einem fancy Club. Das Publikum war gemischt Europäisch und Chinesisch. Die Toiletten waren mit pinkfarbenem Plüsch ausgestattet und jedes Klo hatte einen eigenen Namen (z.B. Las Vegas). Die Preise waren ebenfalls etwas stolz, aber das hielt uns nicht davon an, bis um halb fünf zu feiern. Wer jetzt meint, dass danach Ausschlafen angesagt war, täuscht sich gewaltig. Der nächste Tag begann wie gewohnt in aller Frühe. The show must go on!


Lara Lundsgaard-Hansen, Yasemine Willi


(Fotos: Heike Mayer)

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