In Potsdam
haben einst drei Männer die Welt aufgeteilt. Noch heute wird darüber
verhandelt, wie man über diese «neuen» Grenzen hinweg kooperieren will, um wirtschaftlich
erfolgreich zu sein.
Josef Wissarionowitsch Dschugaschili, genannt Stalin, trägt
eine helle Uniform mit der Auszeichnung «Held der Sowjetunion» und Winston
Leonard Spencer Churchill ein Kriegskleid aus der Schlacht von Omdurbman von
1898. Harry Spencer Truman erscheint in einem blassen Schlips. Er soll den Vorsitz
der Konferenz übernehmen. Truman lässt sich nicht zweimal bitten. Gerade wurde
ihm der Erfolg der «Operation» in der Wüste Mexikos beschieden. Möglicherweise
eine willkommene Abkürzung der Geschichte.
Am 17. Juli 1945 wird im Potsdamer Cecilienhof über die
Frage verhandelt, die die Menschen seit je umtreibt: Wie arbeiten Individuen
aus verschiedenen geographischen Räumen zusammen und wo liegen die Grenzen oder
sollen die Grenzen zu liegen kommen? Obwohl 2016 Krieg und Trennung überwunden sind, wird auch
heute darüber verhandelt, wie die regionale Zusammenarbeit ausgestaltet werden
soll.
26 Jahre nach dem Mauerfall befindet sich Potsdam in einem
wirtschaftlichen Spannungsfeld. Ein ökonomischer Konkurrenzkampf, ein
Wettbewerb zwischen Städten, Regionen, Ländern und Kontinenten, ein Kampf
zwischen Geschäften, Unternehmen und Konzernen. Und doch ist Kooperation,
Zusammenarbeit nötig, um erfolgreich zu sein. Aktuelle wirtschaftsgeographische
Erkenntnisse wie die Clustertheorie legen das nahe, Unternehmerinnen und
Unternehmer haben es erkannt.
Eine Studierenden-Gruppe des Geographischen Instituts hat dem
heutigen Potsdam einen Besuch abgestattet. Zwei Geographen der Zukunftsagentur
Berlin-Brandenburg zeigten auf, wie in ihrem Bundesland die Wirtschaftsförderung
funktioniert. Und ein Potsdamer Stadtplaner machte deutlich, was es bedeutet,
zwischen widerstrebenden privaten und öffentlichen Interessen eine wachsende
Stadt der Grösse Berns zu planen. Dargelegt nun drei zentrale Erkenntnisse, die
wir dabei gewonnen haben. Immer unter der vorgegebenen Perspektive
«Interregionalen Kooperation».
Führung durch Potsdam
- Potsdam im Spannungsfeld zwischen Peripherie und Zentrum:
Aus Sicht der Berliner ist Potsdam mit seinen gut 160’000
Einwohnerinnen und Einwohnern Peripherie. Gleichzeitig ist es die Landeshauptstadt
Brandenburgs und nimmt wichtige Zentrumsfunktionen war. Ohne die ländlichen
Gebiete zu vernachlässigen, versucht Potsdam an der zukunftsorientierten und
erfolgsversprechenden Wirtschaftsstruktur Berlins anzuknüpfen.
- Mehr als Cluster
In diesem Spannungsfeld steht die Brandenburger
Wirtschaftsförderung ZAB. Mit der Einführung eines Clusterverständnisses vernetzen
sie die ansässige Wirtschaft intra- und interregional sowie intra- und
international. Dabei versuchen sie auf
mehr Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Akteuren aus Wissenschaft und
Ökonomie hinzuwirken. Wissenstransfer, Triple Helix und Cross-Cluster sind die
Schlagwörter.
- Die «arroganten Berliner» und «bescheidenen Brandenburger»
Auch Berlin betreibt aktive Wirtschaftsförderung. Sie
arbeiten eng mit der brandenburgischen
ZAB zusammen. Durch die geographische Nähe decken sich die Interessen
und Aufgaben der Förderer häufig. Redundanzen und Doppelspurigkeiten entstehen,
welche die notwendige, interregionale Kooperation über die administrative
Grenze hinweg erschweren. Die Frage liegt auf der Hand, weshalb die Berliner
Insel nicht mit dem Brandenburger Ländle fusioniert. Eine dahingehende
Volksabstimmung wurde 1996 bachab geschickt. Lokale Gesprächspartner schreiben
neuen Begehren kaum Chancen zu. Berlin würde mit dem Brandenburger
«Speckgürtel» an globale Metropolen anknüpfen, sagen sie. Die ländliche Brandenburger
Bevölkerung befürchte dann, von einem neuen Riesenzentrum vernachlässigt zu
werden. Mit «Brandenburgischer Bescheidenheit» und «Berliner Arroganz» treffen
hier Klischees aufeinander, die gerne weitertransportiert, -reproduziert und
manchmal auch politisch befeuert werden.
Zum Thema Kooperation haben wir die Gesprächspartner interviewt: https://youtu.be/9eN3UreRT7s
Zum Thema Kooperation haben wir die Gesprächspartner interviewt: https://youtu.be/9eN3UreRT7s
Michael Scheurer, Manuel Brunner
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