Montag, 23. Mai 2011

Blockkurs, 26. – 28. April 2011: Transnationale Firmen in der Weltwirtschaft

Welche Rolle spielt die Geographie für transnationale Firmen in der heutigen Weltwirtschaft? Dieser Frage sind wir im Rahmen einer Blockkursveranstaltung in den Osterferien nachgegangen. Dabei haben sich die 21 Masterstudierenden anhand des Buches von Peter Dicken (2007) „Global Shift – Mapping the changing contours of the world economy“ vorbereitet.

In angenehmer Atmosphäre und mit spannenden theoretischen und empirischen Präsentationsbeiträgen, Gruppenarbeiten und Diskussionen stellte sich heraus, dass die „globale Firma“ wohl eher ein Mythos als ein empirisch nachweisbares Phänomen ist. Das Heimatland einer Firma spielt in der zunehmend global integrierten Wirtschaft weiterhin eine wichtige Rolle und das Verhältnis zwischen Firmen und Standorten ist sehr komplex geworden. Firmen sind auf lokale Standortfaktoren angewiesen, können diese gleichzeitig aber auch beeinflussen und verändern.


Am ersten Tag standen die unterschiedlichen Motivationen und Strategien von Firmen im Zentrum, sich transnational auszurichten. Diese wurden anhand von aktuellen Fallbeispielen wie etwa Glencore oder Google diskutiert. Am zweiten Tag wurde das Konzept der globalen Produktionsnetzwerke vertieft, welches versucht, den unterschiedlichen geographischen Skalen in welcher verschiedene Akteure agieren, Rechnung zu tragen. Dabei erwies sich das Konzept als sehr hilfreich, wenn einzelne Industrien wie etwa die Automobilindustrie oder die Agrarindustrie analysiert werden. Der Einfluss von Firmen auf die regionale Entwicklung eines Gastlandes war die Leitfrage des letzten Blockkurstages. Die vorgestellten Studien zeigten beispielsweise Möglichkeiten des „Upgrading“ wie im Falle der IKEA’s Zulieferer in China, aber auch die Grenze der Transnationalität bezüglich globaler und einheitlicher Organisationsprinzipien wie etwa das Scheitern von Carrefour in Japan. Den Schluss der anregenden 3 Tage bildete der Film „the corporation“.

Die Fragen wie sich Firmen organisieren, wie und wo diese Wert schöpfen und Innovationen kreieren und wie die lokale Wirtschaft oder Gastländer jeweils davon profitieren können, haben heute nichts an Aktualität eingebüsst. Es war deshalb auch nicht erstaunlich, dass eines der meistgenannten Schlussfolgerungen des Blockkurses „geography matters“ war.

Daniel Fäh

(Fotos: Heike Mayer)

Donnerstag, 12. Mai 2011

Exkursion Hauptstadtregion Schweiz, 3. Mai 2011

Die Gruppe Wirtschaftsgeographie hat im Rahmen des Seminars „Economic Development Practices and Policies“ am 3. Mai eine Exkursion für Masterstudierende zum Thema Hauptstadtregion Schweiz durchgeführt.

Das Ziel der Exkursion war es, einen Einblick in die Thematik Hauptstädte und deren wirtschaftlichen Strukturen, Möglichkeiten und Grenzen zu erhalten. Der Vormittag stand unter dem Thema „Bern als Politzentrum“ und am Nachmittag setzten wir uns noch mit regionaler Innovationsförderung und Entrepreneurship auseinander.

Unsere Exkursion war top-down strukturiert. Wir befassten uns zuerst mit der Bundesebene und schlossen mit der lokalen Ebene ab. Dies obwohl die Einflussnahme in politischen Prozessen in der Schweiz gerade umgekehrt stattfindet, nämlich bottom-up: Es beginnt bei der kommunalen Ebene, geht dann über die kantonale Ebene, bis das Anliegen auf Bundesebene gelangt.

Begonnen hat die Exkursion auf Bundesebene, nämlich mit einer Bundeshausführung. Diese hat uns viele Impressionen gegeben, wie in Bern Politik gemacht wird und welche Bedeutung die Ansiedlung der Regierung und Verwaltung für die Stadtentwicklung hat. Anschliessend haben wir uns in die Kantonsebene versetzt mit dem Besuch des Haus der Kantone und einem interessanten Vortrag über multilevel Governance von Thomas Minger, dem Leiter Innenpolitik der Konferenz der Kantone. Hier lernten wir verschiedene Ansätze kennen, wie die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Kantonen verbessert werden kann, um die Koordination von funktionellen Räumen, die schon lange Kantonsgrenzen überschreiten, zu ermöglichen. Nach der Mittagspause setzten wir uns mit der regionalen Ebene auseinander. Durch den Besuch im Gründerzentrum innoBE AG konnten wir die regionale Innovationsförderung näher kennenlernen und die Herausforderungen diskutieren, die sich bei den Bemühungen Berns Unternehmergeist zu wecken stellen. Markus Binggeli von der innoBE berichtete über die Tätigkeiten des Gründerzentrums. Nach dieser Einführung lernten wir Sam Mäder, den CEO und Gründer von www.gonnado.com kennen. Sam ist ein junger Entrepreneur, der seine Erfahrungen rund um die Firmengründung mit uns teilte.

Vortrag von Sam Mäder, CEO und Gründer von gonnado

Nach einer Führung durch das Gründerzentrum und einem netten Apéro haben wir den Tag noch mit der lokalen Perspektive abgerundet. Christoph Beer, Senior Berater bei mundi consulting und Manager des ICT Clusters, teilte mit uns seine Erfahrungen aus den Tätigkeiten als Clustermanager.

Führung durchs Gründerzentrum von innoBE AG durch Markus Binggeli

Die Exkursion hat uns einen spannenden Einblick ins Politzentrum Schweiz und in die Praxis der Innovations- und Wirtschaftsförderung gegeben und wir erfuhren wie theoretische Konzepte, die wir im Seminar kennengelernt haben, auf verschiedene Arten und Weisen gelebt werden. Offen bleibt, wie sich die Hauptstadtregion Bern in Zukunft weiterentwickeln wird, um sich nebst den Metropolitanregionen Zürich, Basel und Genf durchzusetzen.

Andrea Keller

(Fotos: Heike Mayer)